Schwammstädte und das große Ganze

Wie dein Garten zum Stadtklima beiträgt

Stell dir vor, Dresden verwandelt sich in einen riesigen Schwamm. Nein, keine Sorge, wir reden hier nicht von einem überdimensionalen Badeschwamm, der die Elbe aufsaugt damit endlich die Carolabrücke weg geräumt werden kann. Nein. Es geht vielmehr um den Boden unter der Stadt und um unsere Gärten.

Im Angesicht von zunehmenden Starkwetterereignissen macht nämlich eine Sache total Sinn. Ein Puffersystem! Jetzt überleg mal was sich da alles puffern lassen würde. Gute Laune zum Beispiel in spielenden Kindern. Wenn dann doch mal der Hitzesommer durch eine Wolke verdeckt wird sinkt die Stimmung nicht ganz in den Keller … aber zurück zum Thema.

Schwammstädte sind das Konzept der Stunde, und dein kleiner grüner Fleck hinterm Haus könnte der Schlüssel sein, um deine Stadt klimaresistenter, kühler und einfach lebenswerter zu machen. Klingt nach Spinnerei? Ist es aber nicht. Komm mit auf eine kleine Reise durch meine Nachbarschaft – und vielleicht auch durch deine. 

Der Tag, an dem der Schwamm begann

Neben dem alten Haus in dem ich wohne gibt es schon seit vielen Jahren eine Brache. Eine kleine Birke kämpft sich dort tapfer durch den verdichteten Boden und manchmal toben Männer mit Sensen und Rasenmähern dort herum. Ich sprach mit Ihnen, schlug Ihnen vor, dass hier doch auch ein Wasserspielplatz für Kinder entstehen könnte. Einer mit großem Springbrunnen in der Mitte. Die Kinder würden hier viel über Wasser lernen können und nebenbei würde dieser Ort auch Wasser speichern können, wie ein Schwamm. Es wäre ein kühlender Ort in der sommerheißen Stadt und sicher eine echte Bereicherung für die Nachbarschaft.

Der Sensenmann steckte sich seine nächste Kippe an und sein finsterer Blick, der mich an die Tiefsinnigkeit einer Kuh erinnerte, verriet mir, dass er mich wohl nicht ernst genommen hatte. Wortlos drehte er sich um und mähte weiter, als hätte ich ihm einen schlechten Witz erzählt. Doch während die Rauchwolken seines Glimmstängels in der Luft verpufften, reifte in mir eine Idee: Wenn die Brache schon kein Schwamm wird, dann eben mein Garten!

Mein Garten wird zum Wasserspeicher

Ich fing klein an. Zuerst stellte ich eine Regentonne auf, die ich liebevoll auf den Namen „H2Olaf“ getauft habe. So kann ich von nun an meine Beete mit Regenwasser gießen und spare mir das teure Leitungswasser. Für den  Überlauf der Regentonne grub ich ein Regenbeet. Eine flache Mulde, gefüllt mit Kies. Ich bepflanzte Sie mit Schilf und Storchschnabel, die feuchte Standorte lieben. Das Wasser versickert jetzt langsam, anstatt wegzurinnen – und mein Boden freut sich. Dazu kam eine Schicht Mulch auf den Beeten. Der hält die Feuchtigkeit, schützt vor praller Sonne und sieht auch noch schick aus. Plötzlich war mein Garten nicht nur ein Hobby, sondern ein Wassermanagement-Profi!

No diggidi no Umgraben

Nur immer schön zudecken aber keines Falls wenden. Ungestörter Boden ist das A und O. Jedes Umgraben killt das Leben da unten. Würmer, Mikroben, Pilze, haben alle ihren Platz. Teilweise sind die Schichten, in denen sie sich bewegen nur wenige Zentimeter dünn. Sie sorgen für eine lockere Textur des Bodens, die Wasser aufnehmen kann und speichert. Um das zu begünstigen kommt eine ordentliche Ladung Kompost auf meine Beete. Weil der heiß gerottet ist, sind da auch keine unerwünschten Beikräuter drin. Da muss ich später nicht so viel jäten und die Nährstoffe im Kompost füttern mein Gmüse. Dieser Boden saugt Wasser auf wie ein Schwamm und gibt es bei Trockenheit wieder ab.

Pflanzen, die mitmachen

Dann kamen die Stauden dran. Ich setzte auf robuste Typen wie Lavendel, Fetthenne und Salbei – echte Überlebenskünstler, die mit wenig Wasser klarkommen. Dazu ein paar tiefwurzelnde Pflanzen wie Lupinen, die den Boden lockern und Wasser in die Tiefe leiten. Mein Garten wurde nicht nur grüner, sondern auch smarter – ein Schwammstadt-Pionier im Kleinformat.

Der große Traum: Dresden als grüne Oase

Während mein Garten zum Wasserspeicher mutierte, träumte ich weiter von der Brache. Vielleicht braucht es mehr als einen Vorschlag, um die Sensenmänner zu überzeugen. Aber wenn jeder in der Nachbarschaft mitmacht – ein Regenbeet hier, ein Gründach da –, könnte Dresden zur Schwammstadt werden.

Hochwasser kann so vorgebeudt werden und die Grundwasserreserven werden wieder aufgefüllt. In heißen Sommern sorgen die Pflanzen durch Ihre Verdunstung des Wassers dann für Abkühlung – dem Puffer sei dank.

Der Blick über den Gartenzaun

Schwammstädte sind kein Hirngespinst von Öko-Träumer. In Städten wie Berlin oder Kopenhagen ist das Konzept schon Realität. Gründächer, versickernde Gehwege und Gärten wie meiner arbeiten Hand in Hand, um Hitzeinseln zu reduzieren und Überschwemmungen zu vermeiden. Und Dresden? Die Stadt hat Potenzial – und mit uns Gärtnern gelingt der Wandel.

Also schnapp dir deine Schaufel (oder lass sie liegen, wenn du den Boden ungestört magst), und leg los. Dein Garten ist mehr als nur ein Stück Erde – er ist ein Baustein für eine grünere Zukunft. Und wer weiß, vielleicht trinken wir bald alle Kaffee auf der Terrasse und sagen: „Weißt du noch, als wir mit unseren Gärten angefangen haben, die Stadt zu retten?“

… aber was wird jetzt aus dem Wasserspielplatz?

Zurück
Zurück

Gartentipps für den März 🌱🎙️

Weiter
Weiter

Unser Besuch auf der IPM Essen 🎙️​