🌱​ Gärten der Zuversicht: Erinnerungen aus Werder 🎙️

Werder an der Havel, 1935. Während sich Deutschland unaufhaltsam aufrüstet und die Wehrpflicht wieder eingeführt wird, wächst meine Großmutter in einer scheinbar idyllischen Umgebung auf: Gärten voller Apfelbäume, Fischerboote am Havelufer, kleine Höfe, die mehr waren als nur landwirtschaftliche Betriebe. Sie waren Überlebensgarantie.

Die Vorkriegszeit 1935–1939 war in Deutschland geprägt von einer immer enger werdenden Diktatur: Hitler hatte die Macht fest in der Hand, politische Gegner verschwanden, die Medien waren gleichgeschaltet. Der Terror begann leise – erst mit Gesetzen wie den Nürnberger Rassengesetzen, die jüdische Mitbürger entrechteten, und dann mit einer wachsenden Militarisierung des Alltags. Die Menschen spürten die Veränderung, aber der Krieg lag noch in der Ferne.

Dann, ab 1939, wurde der Krieg Realität. Für meine Oma hieß das: Nächte im Keller bei Bombenalarm, tagsüber mit der Milchkanne losziehen, weil das Essen knapp war. Man zog sich kaum noch aus, immer bereit, in den Schutzraum zu flüchten. Auf dem Marktplatz in Werder schlugen Bomben ein und rissen Häuser in Stücke. Und doch – Das Leben ging weiter.

Viele Menschen in Werder lebten damals von Obstbau, Fischerei und Gärten. Wer einen Garten hatte, hatte zumindest eine kleine Sicherheit. Kartoffeln, Tomaten, Obst – all das wurde selbst angebaut und gegen Dinge eingetauscht, die man sonst nirgends bekam: Porzellan, Stoffe oder manchmal eine kleine Puppe für die Tochter. Lebensmittel waren eine Art Ersatzwährung, ein Stück Überleben.

Auch die Nachbarschaft spielte eine Rolle. Man kannte sich, wusste voneinander, und oft halfen die Menschen sich untereinander, wenn es nötig war – sei es beim Ernten, beim Reparieren oder einfach mit einem guten Rat.

Und heute?

Heute kaufen wir unser Essen im Supermarkt, die Kohleheizung ist längst Geschichte. Viele kennen ihre Nachbarn kaum noch. Aus den Gärten ist ein Hobby geworden, das zwar unsere Seele nährt, aber kaum noch den Magen füllt. Wir leben in einer Gesellschaft des Überflusses und viele haben doch das Gefühl, dass ihnen etwas fehlt.

Vielleicht können wir aus den Geschichten unserer Großeltern lernen, dass ein Garten mehr ist als nur ein Ort der Ernte. Er ist ein Ort, an dem wir füreinander da sind.

Hör dir diese bewegende Folge an – und tauche ein in eine Zeit, in der ein Apfelbaum den Unterschied zwischen Hunger und Hoffnung machen konnte.

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